Niklaus Schmid


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Mai

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

Mai

Vom Taxi Nummer 1 …


Formentera hat den Ruf, eine Insel der Aussteiger zu sein. Thea und Bert Schierbeek gehören zu den Pionieren. Als sie 1958 die Insel betraten, gab es weder elektrisches Licht noch eine Teerstraße. Das erste Taxi, es hatte gerade seinen Dienst aufgenommen, wurde mit einer Kurbel angeworfen; und den berühmten Chevy-Pritschenwagen, der als Linienbus eingesetzt war, mussten die Fahrgäste die halbe Zeit schieben.

Taxi Nummer 1, mit seinem Klappverdeck und dem edel geschmiedeten Kühlergrill, stand bis vor Kurzem am Wegesrand nahe der Tropfsteinhöhle Xeroni und rostete würdevoll vor sich hin. Das Gefährt, das es verdient hätte, als Erinnerungsstück erhalten zu bleiben, fiel einer Aufräumaktion zum Opfer.

... der Frage nach Bob Dylan ...

Bert und Thea kennen wundersame Geschichten. Bevor ich mich nach Bob Dylan erkundigen kann, fragen sie, ob ich Gabrielet kenne? Aber ja doch, wer kennt ihn nicht, den bärtigen Alten, der auf der Mola die Keramiken macht und zusammen mit einer Ziege und einem Dutzend Katzen lebt.

„Früher hatte er ein Schwein“, beginnt Thea. „Ein riesiges Schwein, das er auch mit zum Strand nahm. Als sich einer der Badegäste beschwerte, so ein Monstrum dürfe doch wohl nicht frei herumlaufen, band Gabrielet seinem Schwein, das einen Pflug hätte ziehen können, einen Wollfaden als Leine um.“

... und einem folgsamen Schwein

Gemeinsam mit dem Schwein ging Gabrielet eines Tages in die Fonda Pepe. Das Schwein ließ er draußen vor der Tür, er selbst begab sich zur Theke, wo ein Mann stand, der die Ankunft des Gespanns beobachtet hatte. Ob es nun derselbe Mann war, der schon am Strand genörgelt hatte, wissen Thea und Bert nicht mehr so genau. Jedenfalls entwickelte sich zwischen dem Mann und Gabrielet ein Streitgespräch.

Der Keramikkünstler behauptete, sein Schwein sei so folgsam wie ein Hund. Der Gast bezweifelte das, und es kam zu einer Wette. Daraufhin stieß Gabrielet einen Pfiff aus. Das Schwein, tatsächlich folgsam wie ein Hund, gehorchte und rannte los, machte auch nicht an der geschlossenen Holztür halt, sondern brach durch sie durch bis hin zu seinem Herrn.

Gabrielet hatte die Wette gewonnen, die Fonda Pepe aber hat seither eine Tür aus Glas und Aluminium.

Fortsetzung folgt......

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Aktualisiert am 28. April 2018 | kontakt@niklaus-schmid.de

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