Niklaus Schmid


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März Teil 1

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

März Teil 1


Von den trickreichen Orchideen ...


Es gibt Leute auf der Insel, die dir ohne weiteres ihr Mofa oder Auto leihen, die dir aber keinesfalls verraten würden, wo sie die ertragreichsten Büsche mit wildem Spargel entdeckt haben. Zu diesen Leuten gehöre ich auch. Also werde ich in meinen Angaben zwar korrekt, aber eben nicht präzise sein; und so werde ich es auch halten, wenn es um seltene Pflanzen oder um die Nistplätze von Vögeln geht.

Ich stecke die Lederhandschuhe ein und mache mich auf den Weg. Am Salzsee halte ich an. Zwischen Binsen, Aleppokiefern und Phönizischem Wacholder, der die Höhe und Stärke von Bäumen erreicht, stehen die Spargelbüsche. Hier im Schatten wachsen auch Orchideen.

… dem Sexualduft von Insektenweibchen ...


Der Untergrund aus Kalkstein und der Verzicht vieler Bauern auf Kunstdünger und Pflanzengifte machen die Insel zu einem Paradies für Orchideen. Nicht weniger als zehn Arten soll es auf Formentera geben, drei davon sind erst in den letzten Jahren entdeckt worden. Schön, wie
es schon der Name verspricht, ist das Hügelknabenkraut.

Vielleicht noch schöner die Wespenragwurz, in die sich die männlichen Bienen vergucken, denn ihre Blüte ähnelt einer weiblichen Biene. Doch nicht genug damit, diese Orchidee verströmt auch noch den Sexualduft eines Insektenweibchens. Kein Wunder also, dass der Bienenmann förmlich auf diese Superbiene fliegt und so der Orchidee zur
Befruchtung verhilft.

... und wildem Stachelspargel


Wo die Pflanzen nicht mit Tricks arbeiten, da verstecken sie sich. Nachdem ich zu den Orchideen abgeschweift bin, muss ich meinen Blick erst einmal wieder für den wilden Spargel schulen. Es dauert eine Weile, dann sehe ich ihn, überall, praktisch sehe ich nichts anderes mehr; die Blumen sind verschwunden - selektives Wahrnehmen, vom Appetit auf die grüne Delikatesse gesteuert.

Die Spargelbüsche sind bis zu einem Meter hoch. Mitten drin die jungen essbaren Triebe, die jedoch von Ranken mit zwei bis drei Zentimeter langen, äußerst spitzen Dornen geschützt werden. Mit einer Hand drücke ich die stacheligen Ranken zur Seite, mit der anderen knicke ich die frisch gesprossenen Stängel dort, wo sie noch wie Glas brechen.

Nach einer Stunde habe ich ein dickes Bündel beisammen. Arme und Beine blutig, das Hemd zerrissen, aber ich fühle mich glücklich.

Fortsetzung folgt.....
am 15. März
a15.

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Aktualisiert am 1. März 2024 | kontakt@niklaus-schmid.de

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