Niklaus Schmid


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August

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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende


Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"


Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.

August

Von Mäusen und Menschen ...

Es ist heiß, schon seit Tagen. Die Katzen liegen in der Fensternische, lassen sich vom Durchzug umschmeicheln. Sie träumen von Mäusen und von Menschen, die ihnen Leckerbissen reichen. Hund Bruno döst auf der Türschwelle, nichts kann sein Interesse wecken, kein Floh, nicht das schwarze Huhn, das mit hängenden Flügeln und weit geöffnetem Schnabel in die Sala stolpert.

Selbst ein dummes Huhn weiß, wo es jetzt am kühlsten ist. Ich danke den alten Formenterensern, die wussten, wie man Häuser gegen die Hitze baut. Nie mehr will ich klagen, dass die kleinen Fenster zu wenig Licht hereinlassen, dass die dicken Mauern viel Feuchtigkeit speichern. Nie mehr – zumindest nicht vor dem nächsten Winter!

… den nimmermüden Singzikaden ...

Die Einheimischen kennen nur zwei Jahreszeiten: verano y invierno – Sommer und Winter. Kein Mensch spricht je von primavera, Frühling, oder otoño, Herbst. Winter ist die schlechte Zeit, wenn es regnet und Stürme über die Insel fegen. Sommer ist die gute Zeit, wenn es warm ist und die Touristen Geld auf die Insel bringen.

Ganz unbestechlich sind die Singzikaden; wenn die zu zirpen anfangen, ist Sommer. Je heißer, desto doller. Zur Zeit sind die Männchen – denn nur sie haben ja die große Klappe – nahe dem Delirium. Den ganzen Tag geht das, bis tief in die Nacht. Nach einigen Wochen horcht man nur noch auf, wenn die Bande mal für eine Weile Ruhe gibt.

… und der köstlichen Mandelsoße


Im August sind die Mandeln reif. Die unteren Zweige erntet Maria mit den Händen ab, bei den oberen benutzt sie eine lange Stange. Auf den Nachbarinseln legen die Bauern, bevor sie die Früchte abschlagen, ein Netz unter den Baum. Hier sammeln sie die Mandeln vom Boden, entfernen die lederartige Haut und legen sie ein paar Tage in die Sonne. Danach lässt sich die harte Schale gut knacken. Früher wurden die Mandelschalen aufbewahrt und sorgfältig verbrannt. Die Asche diente als Seifenersatz. Man gab sie in einen Wassertrog, rührte kräftig durch und ließ die Asche sich setzen. Wenn das Wasser klar war, kam die Wäsche hinzu.

Noch immer werden die Mandeln in verschiedenen Gerichten verwendet, nicht nur bei Süßspeisen. Maria beispielsweise schnitzelt eine Handvoll Mandeln in kleine Stücke und zerstampft sie in einem Mörser zusammen mit Fenchel und Zitrone. Den Brei gibt sie in eine Soße aus Öl, Zwiebeln und Tomaten. Diese salsa de almendras schmeckt gleichermaßen zu Fisch und Fleisch.


Fortsetzung folgt...
am 15. August...
amaa...a.a....


Aktualisiert am 1. August 2020 | kontakt@niklaus-schmid.de

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