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Formentera
Eine Insel auf dem Weg zur Legende
Auszüge aus "Formentera - Der etwas andere Reiseführer"
Wie war das noch mal mit dem Wikingerprinz Sigurd, den maurischen Piraten und Bob Dylans Schafwollpullover? Diesen Fragen gehe ich in meinem Buch "Formentera - Der etwas andere Reiseführer" nach. Mal berichte ich aus der Vergangenheit, beispielsweise von den Phöniziern, die auf der Insel die ersten Salzbecken bauten, oder von den Arabern, die ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem anlegten. Dann wieder springe ich zurück in die Gegenwart, erwähne neuzeitliche Legenden, schreibe über die Tier- und Pflanzenwelt oder erzähle Geschichten von Künstlern und Charakterkäuzen. Auszüge, wie gesagt, und zwar im monatlichen Wechsel.
September Teil 1
Von pickenden Hühnern ...
Es ist noch immer heiß. Die Erde ist graubraun und bröselig scheinbar tot. Doch die Kleinstlebewesen, von denen in jedem Fingerhut Erde viele Milliarden schaffen, haben sich womöglich nur in tiefere Schichten zurückgezogen; so wie es die Würmer getan haben. Die Hühner, unentwegt wild auf Würmer, sind ihnen auf der Spur, scharren, picken, wirbeln den Staub auf.
Richtig hektisch werden sie, wenn in der Nähe ein Ameisenvolk auffliegt. Dann lauern sie vor dem Erdloch, wo die Ameisen gerade ihre ersten Flugversuche machen. Hunderte von ihnen, zum ersten Mal an der Sonne, wandern in die unersättlichen Hühnermägen. So viele auch sterben, es überleben genug, um wieder neue Ameisenvölker zu gründen.
... Ameisen, die hart arbeiten ...
Es gibt über hundert Ameisenarten auf Formentera, vor den winzigen roten bis zu den großen schwarzen. Sie bilden Staaten mit bis zu zwei Millionen Bürgern und haben strenge Arbeitsteilung, ergreifen aber keinen Beruf fürs Leben. Wenn eine Arbeit getan werden muss, wird ohne große Umschulung aus einem Kindermädchen eine Soldatin, aus einem Gärtner ein Totengräber, aus einem Baumeister ein Jäger. In dieser flexiblen Haltung ähneln sie den Formenterensern. Es gibt Ameisen, die sich Sklaven halten. Es gibt Süchtige in ihren Reihen, die eine bestimmte Käferart melken und sich an deren toxischen Ausscheidungen berauschen.
... und solchen, die nur Sex im Kopf haben
Die Flügelameise wiederum hat nur eins in ihrem kleinen Kopf: Sex. Verliebt schwebt sie gleichsam das ganze Jahr über in den Wolken, während sich ihre arbeitsamen Verwandten nur einmal im Jahr
einen kurzen Hochzeitsflug gönnen. Die langen, gut ausgebauten Ameisenstraßen kann man überall im Gras erkennen. Ich habe beobachtet, wie ein Kampftrupp der roten Waldameise einer dicken Raupe auflauerte. Zunächst setzten die Angreifer Chemie ein, bespritzten ihr Opfer aus der Ferne derart mit ihrer scharfen Säure, dass es schon halb von Sinnen war.
Dann stürzten sie sich auf das mindestens zehnmal so große Kriechtier. Drei, vier von ihnen hielten es auf der Stelle, während die anderen ihre Unterkieferzangen in den weichen Larvenleib gruben. Zur Ameisenbeute könnte auch ein Käfer werden, der zwar daumengroß, aber äußerst träge ist. Tagsüber sieht man ihn nie, nachts häufig. Man lässt den schwarzen Gesellen am besten in Ruhe, denn er verspritzt eine gelbe, übelriechende Flüssigkeit. Er gehört zur Gattung der Laufkäfer, doch der Volksmund nennt ihn nur Arschbeißer.
Fortsetzung folgt.....
am 15. September ...5.
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