Niklaus Schmid


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Band 4, Story 1
Ischia - Traum und Trauma

Der erste Törn
Wie ein Schatten glitt das Boot über das tiefblaue Wasser. Während Wolfram Klesse hin und wieder den Kurs korrigierte oder das Hauptsegel dichter holte, ließ er seinen Blick entlang der felsigen Küste von Ischia schweifen. Die letzte Ortschaft lag zwei Meilen hinter ihm, die Häuser, die sich als weiße Flecken vor dem goldbraunen Hintergrund abhoben, wurden spärlicher. Hinter ihm lagen nun auch die Strände mit den Sonnenschirmen, den Windsurfern und dem Kindergeschrei. Eine sanfte Brise umwehte ihn, er spürte Salzgeschmack auf den Lippen.
Zum ersten Mal, seit er den Hafen von Neapel verlassen hatte, konnte Klesse den Törn so richtig genießen. Da war keine Stimme, die ihn auf Sehenswürdigkeiten aufmerksam machte, die


Texte aus einem Kunstreiseführer zitierte, die ihn mit Zahlen über historische Schlachten und Altertümer anödete. Bis auf das Rauschen der Bugwelle entlang der Bordwand, einem gelegentlichen Möwenschrei und dem leichten Knattern des Focksegels war es herrlich still an Bord der Nina - denn Marga, Klesses Frau, lag in ihrer Koje und war die leiseste und sanftmütigste Ehefrau, die sich ein Mann nur wünschen konnte.
Marga schlief. Schon seit Stunden. Und sie würde noch lange schlafen.
Klesse pfiff ein Liedchen. Obwohl Pfeifen an Bord eigentlich tabu war, weil es angeblich die Windgeister herbeirief. Doch solche Bedenken störten Klesse im Augenblick wenig. Denn in diesem Moment öffnete sich auf der Steuerbordseite eine fast kreisrunde, von steilen Klippen umgebene Bucht.
"Ideal!", entfuhr es Klesse. "Hier wird es hier passieren."
...


Band 4, Story 2
Guten Appetit, Liebling!


"Eigentlich komisch, dass Katzen so gern Fisch fressen, sind doch Landtiere und so wasserscheu; können ja selbst auch gar keine Fische fangen, und trotzdem …" Der Mann hinter der Theke der kleinen Bar im Süden von Gran Canaria redete und redete.
Koster hörte schon seit einer halben Stunde nicht mehr richtig zu, nur durch ein gelegentliches "Aha" hielt er das einseitige Gespräch in Gang. Zwar ging ihm der Kerl gehörig auf die Nerven, aber Koster war der letzte Gast und wollte noch nicht nach Hause. Um das Zusammensein mit seiner Frau in dieser lauen Frühlingsnacht besser ertragen zu können, müsste er, das war seine Erfahrung, noch einen gehörigen Schluck trinken.
Koster deutete auf sein Glas und der Barmann schenkte nach,


ohne seinen Redefluss zu unterbrechen.
"… dann hat der Kater den Fisch gefressen und eine knappe Stunde später war er tot. Mausetot." Der Mann schnippte zur Unterstreichung seiner Rede, die offensichtlich ihren dramatischen Höhepunkt erreicht hatte, mit den Fingern. "Und nur wegen so 'nem verdammten, blöden Fisch!"
Das Wort "mausetot" und das Fingerschnippen hatten Kosters Alkoholnebel durchdrungen.
"Wer war mausetot?"
"Na, mein Kater, das arme Viech."
"Woran ist er eingegangen, sagten Sie?"
"An 'nem verdammten, blöden Fisch. Und Katzen sind doch so zäh!"
Koster ließ sich die Geschichte noch einmal erzählen. In allen Einzelheiten
...


Band 4, Story 3
Norderneyer Abschiedsgruß


Humphrey Bogart hob den Revolver. Sein Gegner, dem die Waffe entfallen war, lag am Boden. Bogart zögerte. "Schieß doch, Idiot!", rief Olaf Roth.
Roth war Ende vierzig und recht wohlhabend. Er besaß in Ostfriesland mehrere Geschäfte, die Schiffszubehör verkauften, vom verchromten Schäkel bis zur kompletten Jolle. "Wir führen alles, außer Mitleid und Moral, das sind Luxusartikel", beliebte er manchmal zu scherzen.
Zwei Stunden vor Büroschluss hatte er seine Frau angerufen, etwas von einem Geschäftsessen gesagt und war anschließend von Emden zu seiner Geliebten in Aurich gefahren.
Jetzt füllte er die Weingläser, ließ sich im Sessel zurücksinken
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und legte eine Hand auf Inkas Knie. Roth war mit sich und der Welt zufrieden.
Doch dann kam dieser Anruf. Zweimal summte das Telefon. Kurze Pause, danach summte es wieder. Es klang wie ein verabredetes Signal. Anrufe dieser Art waren Roth schon bei anderen Treffen in der Wohnung seiner Geliebten aufgefallen. Meist hatte sich Inka dann das Telefon geschnappt, um mit tänzelnden Bewegungen den Raum zu verlassen. Doch ehe sie diesmal von der Couch aufspringen und mit dem Apparat im Nebenzimmer verschwinden konnte, hatte Roth schon den Hörer abgehoben.
"Ja?"
"Spreche ich mit Herrn Königsbauer?", fragte eine männliche Stimme.
"Sagen Sie erst einmal, wer Sie sind!", knurrte Roth. Doch da hatte der andere schon aufgelegt
...
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Aktualisiert am 15. April 2024 | kontakt@niklaus-schmid.de

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